Die Geruchswahrnehmung eines Hundes ist eine Billion Mal stärker als unsere. Andersrum sehen wir Menschen viel besser als Hunde. Es ist darum naheliegend, das Riechen beim Hund mit dem Sehen des Menschen zu vergleichen.
In meinem Artikel Lass mich mal riechen! // Gehen wir genug auf die Bedürfnisse der Hundenase ein? von September 2018 hatte das so beschrieben:
„Stellt Euch nun mal vor, dass jedes Mal, wenn ihr etwas Schönes seht, Euch jemand von der Aussicht wegzieht und ihr es so nie schafft, die komplette Umgebung vollständig wahrzunehmen. Irgendwann habt ihr wahrscheinlich gar keine Lust mehr, den Blick auf etwas Schönes zu werfen und verliert Eure Freude daran.“
Es gibt kaum Hunde, die keine Freude daran haben, ihren so ausgeprägten Geruchssinn einzusetzen und viele, die ohne Nasenarbeit gar nie richtig ausgelastet sind. Wie viel Nasenarbeit zur Auslastung nötig ist, ist von Hund zu Hund verschieden. Genauso wie der Anspruch an körperliche Bewegung unterschiedlich ist. Ein Jagdhund hat in der Regel ein viel höheres Bedürfnis nach Bewegung wie ein gemütlicher Labrador. Wenn ein Jagdhund nach sehr viel Bewegung aber immer noch nicht ausgelastet ist, fehlt ihm vielleicht die Arbeit mit der Nase. Die Mischung machts nur Bewegung oder nur Nasenarbeit reicht für keinen Hund.
5-10 Minuten intensive Nasenarbeit, z. B. beim Mantrailing, ist für einen Hund genauso anstrengend wie 45-60 Minute Bewegung beim Gassi. Wie gesagt, reicht nur Nasenarbeit oder nur Bewegung nicht aus, um einen Hund vollständig auszulasten, manche brauchen auch noch Denkarbeit (z. B. Tricks lernen) aber es hat schon seine Berechtigung, dass uns Hundebesitzern für ungemütliche Regentage Schnüffel-Spiele zu Hause vorgeschlagen werden. Ein Hund möchte, wie wir auch alle Sinne einsetzen, um ausgeglichen zu sein. Das Geruchsorgan ist dabei beim Hund aber eben am stärksten ausgeprägt. So wie wir alles sehen möchten, möchte er eben alles riechen. Wir bleiben vor Schaufenstern stehen oder werden zumindest im vorbei gehen einen schnellen Blick auf die Produkte und Hunde bleiben an Hausecken, Pfoten und Blumenkübeln stehen. Sie riechen im Vorbeigehen an Grashalmen und sind wie kleine Kinder mit den optischen Eindrücken auf einem Wochenmarkt schnell auch mal überfordert mit den dort gebotenen Gerüchen.
Die Nase Deines Hundes verstehen:
Der Geruchssinn eines Hundes ist ein wirklich spannendes Thema, mit dem sich jeder Hundebesitzer einmal beschäftigen sollte. Auch weil es so sehr dabei hilft, den Hund im Alltag besser zu verstehen.
Eine kleine Einleitung in das Thema findest Du in meinem bereits erwähnten Artikel: Lass mich mal riechen! // Gehen wir genug auf die Bedürfnisse der Hundenase ein? von September 2018.
Einen tiefen und sehr gelungenen Einblick gibt Dir dieses Buch: „Hund – Nase – Mensch: Wie der Geruchssinn unser Leben beeinflusst“ von Alexandra Horowitz.
Die Nase Deines Hunde auslasten:
Es gibt viele Arten, den Geruchssinn Deines Hundes auszulasten, zu trainieren, zu fördern oder sogar gezielt auszubilden. Hier ein kleiner Überblick:
Mantrailing
Bei dieser Hundesportart geht es um die Suche von Personen. Das kann professionell für Ernstfälle wie das Suchen einer vermissten Person in einer Staffel trainiert werden, oder als Freizeitsport in einer Mantrailing-Gruppe aus Spaß an der Freude, ganz ohne Erfolgsdruck. Der Hund lernt eine bestimmten Geruchsspur zu finden und ihr zu folgen.
Mehr Informationen zum Mantrailing und welche Erfahrungen Lilly und ich damit gemacht haben, kannst Du hier lesen: Nasenarbeit: Mantrailing
Fährtensuche
Bei der Fährtenarbeit lernt der Hund einer Spur zu folgen. A Fokus liegt hier auf einer Bodenspur und nicht wie beim Mantrailing dem Folgen von Geruchspartikel des Individualgeruchs, welche durch Wind und Wetter in alle Richtungen verwirbelt werden können und oft neben der eigentlichen Bodenspur zu finden sind. Für die Fährtensuch braucht es keine Person, eine Fährte kann auch mit einem Gegenstand, der über den Boden schleift gelegt, werden. Die Fährtensuche kann als Sportart mit Wettkämpfen aber auch einfach nur als Freizeitbeschäftigung betrieben werden.
Mit der Fährtenarbeit haben Lilly und ich uns bisher nur wenig beschäftigt. Du kennst Dich damit richtig gut aus oder kennst jemanden der das tut? Über einen Gastartikel im Blog als Einleitung zu dem Thema würde ich mich sehr freuen! Melde Dich bei mir!
Dummy-Training
Dummy-Training wurde ursprünglich zum Training von Retrievern und Jagdhunden eingesetzt. Der Dummy funktioniert dabei als Attrappe für geschossenes Wild oder Enten. Das Dummy-Training kann aber auch ganz ohne Jagd-Ambitionen und ohne großen Aufwand mit dem Hund zur Auslastung ausgeführt werden.
Hier findest Du eine Anleitung für eine kleine Übung mit dem Dummy: Suchspiele: Spur legen & Dummy suche
Suchspiele
Es gibt zahlreiche Indoor & Outdoor Suchspiele. Vom Schnüffelteppich über Leckerli verstecken in Baumrinden im Wald, hier sind Deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Sicher kennen einige von euch bereits zahlreiche Suchspiele. Teilt sie gerne mit mir und wir sammeln alle in einem separaten Blogartikel.
Im Alltag | Unterwegs
So wie wir immer Sehen, Riechen Hunde immer. Neue Umgebungen sind darum immer besonders spannend. In der Innenstadt ist die Anzahl der Gerüche natürlich viel höher als auf einem Wanderweg durch die Natur. Wichtig ist nur, dass Dein Hund auch die Zeit bekommt, sich mit den Gerüchen zu beschäftigen.
Eine Übung könnte sein, Deinen Hund beim Gassi mal überall so lange schnüffeln zu lassen wie er möchte. Nimm Dir eine Zeit für die Runde vor, aber nicht eine bestimmte Strecke.
Hinweis: Wie schon erwähnt, ist die Nasenarbeit in jeder Form für Hunde sehr anstrengend. Sie atmen beim Suchen bis 300 Mal pro Minuten ein und aus. Die Nasenschleimhäute werden dadurch schnell trocken und Dein Hund braucht darum unbedingt Zugang zu ausreichend Wasser.
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