Wo Schwangere sind, sind unzählige Gefahren! Es grenzt an ein Wunder, dass täglich so viele Kinder geboren werden! Der Hund eine riesen Bazillen-Schleuder. Gefährlich!
Oder vielleicht auch nicht, weil wirklich sehr viel auch einfach nur Panikmache ist. Zumindest nehme ich das so war, wenn es um das Thema Haustiere in der Schwangerschaft geht. Seit ich schwanger, besteht mein Instagram-Feed aus Warnhinweisen, Verboten und Problemen, die ich haben werde, wenn ich das Produkt XY nicht kaufe.
Eine Informationsflut, die bei mir dazu führt, dass ich mich noch bewusster auf meine Instinkte verlasse und das, was ich angeblich alles brauche, auf ein Minimum reduziere.
Wie steht es denn nun aber wirklich um die angeblichen Gefahren in der Schwangerschaft? Sollten wir unsere Haustiere sofort ins Tierheim bringen, – denn spätestens wenn das Kind mal da ist, wird es ja erst richtig gefährlich – oder können wir uns entspannen und auf das besinnen, was während einer Schwangerschaft wirklich wichtig ist?
Mythos 1 : Rohes Fleisch füttern – ein Tabu für schwangere Frauen.
Fakten: Rohes Fleisch kann Keime enthalten, die Toxoplasmose übertragen können. Diese Infektionskrankheit kann in der Schwangerschaft zu gesundheitlichen Schäden des Kindes führen, sofern die Mutter nicht immun ist. 50 % aller Frauen – meist unbemerkt – bereits vor der Schwangerschaft Toxoplasmose und sind dadurch immun. Der Frauenarzt testet, ob Du immun bist zu Beginn der Schwangerschaft anhand eines Bluttests.
Gefahr: Im Fall, dass die Hände oder Küchenflächen wie z. B. das Schneidebrett nach dem Kontakt mit rohem Fleisch nicht gründlich gereinigt wurden und die schwangere Frau sich dann z. B. die Augen reibt, also die Keime in Kontakt mit den Schleimhäuten bringt, kann Toxoplasmose übertragen werden, sofern das rohe Fleisch die Keime enthält.
Schutz: während der Schwangerschaft einmal mehr auf die Handhygiene und Reinigung der Arbeitsflächen achten. Zum Reinigen der Arbeitsfläche ist jedoch kein aggressiv chemisches Putzmittel nötig. Essigessenz ist völlig ausreichend, um Keime und Bakterien zu entfernen. Auch Einmal-Handschuhe sind eine Lösung, bedeuten jedoch eine Menge Müll, der sich mit gründlichem Hände waschen umgehen lässt.
Tipp für schwangere Rohfleisch-Fütterer: anstatt Fleisch am Stück bestelle ich für Lilly, seit ich schwanger bin vorrangig grob geschnittenes Fleisch. Das spart mir das Schneiden und damit den direkten Kontakt mit dem rohen Fleisch. Wer tiefgefrorenes Fleisch verarbeitet, muss sich aber auch sowieso weniger Sorgen machen, da die Keime bei -20 Grad abgetötet werden und so gar nicht mehr in Deiner Küche landen. Diese Temperatur wird von den meisten Rohfleischfutter-Anbietern auch verwendet.
Mythos 2 : Hunde übertragen gefährliche Krankheiten & Würmer an Mutter und Kind.
Nicht nur das rohe Fleisch, auch der Hund selbst ist also eine Keimschleuder. Bevor Du nun also die Covid-Abstandsregeln auf Dich und Deinen Hund einführst, schauen wir uns doch mal an, was und vor allem wie Krankheiten vom Hund übertragen werden können und wie gefährlich diese für Schwangere sind.
Toxoplasmose: Hunde können sich zwar mit Toxoplasmen infizieren, eine Ansteckung des Menschen durch Kontakt ist jedoch nicht möglich.
Exkurs Toxoplasmose & Katzen:
Anders als Hunde können Katzen Toxoplasmen übertragen. Darum wird Katzenbesitzern während der Schwangerschaft empfohlen die Reinigung des Katzenklos zu vermeiden und nach dem Kontakt mit der Katze gründlich die Hände zu waschen. Das ist alles korrekt, sofern die Katze rohes Fleisch bekommt. Denn Toxoplasmen werden nur durch rohes Fleisch auf Katzen übertragen. Von einer Katze, die sich nur in der Wohnung aufhält, Fertigfutter bekommt und nie die Chance hat, eine Maus zu erwischen, geht also keine Gefahr aus.
Für wahrscheinlicher halte ich die Übertragung in Sandkästen oder am Strand. Danke Lilly, weiß ich, wie viel Katzenkot sich dort versteckt. Die Strände und Sandkästen wären leer, würden alle Mütter sehen, wie viele Leckereien Lilly aus dem Sand holt….
Würmer: Hunde stecken Ihre Nasen gerne mal in fremde Angelegenheiten und können sich so nicht nur Würmer in den eigenen Körper holen, sondern auch nach Hause in unser Wohnzimmer. Wurmeier können völlig unsichtbar überall dort sein, wo Hunde sich aufhalten und sie können auch ohne Hund einfach nur durch unsere eigenen Schuhsohlen zu uns nach Hause gelangen. Der Hund ist somit also sicher ein zusätzlich potenzieller Träger, aber eben nicht der Einzige. Schuhe im Gemüse, Kinder, die in der Erde oder im Sandkasten spielen… Wurmeier finden viele Weg zu uns.
Ob mit oder ohne Hund, nicht nur in der Schwangerschaft sollte man bei unklaren Magen-Darm-Beschwerden einen Arzt aufsuchen. Parasiten können zwar auch im Kot sichtbar sein, häufig bereiten sie aber schon vorher Beschwerden. Ein Wurmbefall kann auch bei Schwangeren durch Tabletten(Wurmkur) behandelt und stellt nur dann eine ernste Gefahr für das Baby dar, wenn er lange unbehandelt bleibt, da Parasiten dem Körper und somit auch dem Baby wichtige Nährstoffe entziehen.
Vorbeugen lässt sich nicht. Regelmäßige Kotproben zeigen aber auf, ob der Hund Würmer hat und solange das nicht der Fall ist, ist zumindest eine Quelle für Parasiten ausgeschlossen.
Tipp: In der Schwangerschaft machen regelmäßige (alle 3 Monate) Kotproben darum noch mehr Sinn als sonst eh schon, da sie uns „warnen“, wenn der Hund positiv ist. Bei Hunden, die ohne Test alle 3 Monate entwurmt werden, bekommen wir gar nicht mit, wenn tatsächlich Würmer da waren und wir können selbst dann nicht prüfen, ob wir diese ebenfalls haben.
Giardien: Eine Übertragung von Hund auf Mensch ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Es gibt verschiedene Genotypen (Assemblagen), die Vorzüge für bestimmte Arten haben. Sie tun sich schwer, die Artengrenzen zu überschreiten. Hunde haben hauptsächlich Giardien Assemblagen C und D, während es bei Menschen A2 und B sind und bei Katzen A1 und F.
Fazit:
Schwanger oder nicht, der Hund sollte weder mir oder meinem Kind ständig übers Gesicht schlecken, aber bei einem gewöhnlichen Maß an Hygiene für Hände und Küche stellt der Hund oder sein Futter keine erheblich größere Gefahr dar als das Leben ohne Hund selbst.
Die größere Herausforderung ist sicher der Moment, wenn das Baby dann da ist und es darum geht Hund und Baby miteinander vertraut zu machen und den Alltag gemeinsam neu zu gestalten. Wir hatten dazu bereits einen Termin mit unserer Hundetrainerin, einfach vorsorglich, damit wir erst gar keine Fehler machen, die wir dann später wieder ausbügeln müssen. Meine Hundetrainerin ist selbst Mutter und Erfahren mit dem Thema. Wer bei diesem Thema keinen erfahrenen. Ansprechpartner hat, kann sich auch an die AGILA Hundetrainer-Sprechstunde wenden. Hier könnt ihr kostenlos eure Frage zu diesem Thema stellen.
Bild: September 2021, im 4. Monat schwanger