Ist es gut oder schlecht für die Bienen, wenn wir Honig essen? Honig für Hunde?
Ist es gut oder schlecht für die Bienen, wenn wir Honig essen? Veganer essen keinen Honig, weil es ein tierisches Produkt ist, aber stimmt es, dass wir den Bienen den Honig wegessen und diese gesünder und glücklicher wären, wenn sie ihren Honig behalten dürften? Oder stimmt es, dass die Bienen krank werden würden, würden sie nur ihren eigenen Honig essen? Retten wir die Bienen, wenn wir keinen Honig mehr essen oder müssen wir besonders viel davon essen?
Als ich vor einigen Wochen bei einer Geburtstagsfeier feststellte, dass ich mit einem leidenschaftlichen Imker am Tisch sitze, sprudelte es diese und noch viel mehr die Fragen aus mir raus. Denn ich hatte so viele Informationen im Kopf, die ich nicht sortiert bekam und die auch irgendwie überhaupt nicht zusammenpassten.
Die Bienen sind wichtig, für die Bestäubung verschiedener Obst und Gemüsesorten. Wenn wir immer weniger Bienen haben, wird also auch die Ernte kleiner. Es gibt tausende verschiedene Arten von Bienen, aber im wesentlich unterscheiden wir zwischen zwei Arten. Der „Wildbiene“, die ohne Imker und als Einzelgängerin in der freien Natur lebt und die „Hausbiene“, die im Volk beim Imker lebt.
Die wilden Bienen und Wespen alleine, würde es gerademal schaffen, 7% der Blüten in Deutschland zu bestäuben, das ist viel zu wenig! Darum ist es wichtig, dass es Imker gibt, die Völker halten, damit ausreichend Blüten bestäubt werden.
Es gibt auch „wilde“ Bienenvölker, allerdings nicht in Deutschland, sondern eher in tropischen Ländern. Das liegt daran, dass wilde Bienenvölker in Deutschland in der „Wildnis“ nicht lange überleben, da die Völker von der Varroa-Milbe krank werden. Die Milbe ist ein Parasit für Bienen, den man sich so vorstellen kann wie eine Zecke, die sich an der Biene festsaugt und dabei Krankheiten überträgt. Die einzige Chance für Bienenvölker zu überleben, ist also der Imker, der sich um sie kümmert und sie vor der Varroa-Milbe schützt.
Imker sperren Bienen als nicht ein, oder halten Sie nur aus Freude daran wie einen Kanarienvogel, sondern schützen das Bienenvolk vor Krankheiten, damit die Bienen fleißig Bestäuben können.
Es ist also nicht nur gut, dass Imker sich um die Bienenvölker kümmern, sondern sogar enorm wichtig für uns, damit z.B. die Apfelernte nicht um 60% kleiner ausfällt als ohne sie.
Wir brauchen also Imker und deren Bienenvölker, aber wie steht es nun um den Honig?
Der Honig ist Futter für die Bienen, es nun aber so, dass Bienenvölker, die nur ihren eigenen Honig fressen im Winter krank werden können. Darum entnimmt der Imker einen Teil des Honigs und ersetzt ihn mit speziellem Bienenfutter, das den Stoffwechsel der Bienen weniger anregt. Denn in den Wintermonaten können die Bienen manchmal bis zu 6 Wochen nicht ins Freie, weil es zu kalt ist. Der eigene Honig beschleunigt den Stoffwechsel, was dann dazu führen kann, dass die Bienen ihren Kot in den Waben absetzen, was zu Bakterien und dann wieder Krankheiten im Volk führen kann. Ein spezielles Futter hilft den Bienen gesund durch kalte Wintermonate zu kommen. Der entnommene Honig ist dann also übrig und es ist somit nicht nur völlig in Ordnung, wenn wir diesen essen, es unterstützt die Imker auch finanziell ein wenig. Viel verdient ein Imker nicht am Honig, aber es hilft ihm die laufenden Kosten für die Bienen tragen.
Wildbienen dagegen produzieren nur sehr wenig Honig. Gerademal genug um die eigene Brut zu füttern.
Honig ist nicht nur aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung sehr gesund für uns und auch für Hunde, er enthält wertvolle Mineralien und stärkt das Immunsystem. Besonders gesund ist Honig für uns vor allem dann, wenn er aus der eigenen Region kommt, also von Bienenvölkern, die im Umkreis von rund 100km leben. Das liegt daran, dass unser Körper die Pollen der Blüten aus der eignen Region bereits kennt und besser verarbeiten kann, also Honig aus anderen Ländern, wo ganz andere Blüten blühen.
Für Hunde ist Honig durch den enthaltenen Zucker ein Energielieferant und kann auch Verdauungsbeschwerden lindern. Ab und zu einen Löffel Honig ins Futter zu geben ist also nicht nur besonders lecker, sondern auch gesund. Nur eben alles im Maßen, da Honig auch sehr viel Zucker enthält. Welpen sollten keinen Honig bekommen, da sie sich wie Säuglinge nicht vor Bakteriensporen schützen können.
Honig hat auch eine wundheilende Wirkung und kann bei Mensch und Hund zur Wunddesinfektion und bei Hautkrankheiten äußerlich angewendet werden. Honig hilft Wunden schneller auszutrocknen, da er dieser das Wasser entzieht und die Zellteilung beschleunigt, was die Wunde schneller heilen lässt.
Mehr Infos zum Thema Honig für Hunde kannst Du hier nachlesen. Wirklich spannend!
Fazit:
Wir brauchen die Bienen zur Bestäubung der Blüten damit ausreichend wir Äpfel, Kirschen und mehr ernten können, die Bienenvölker brauchen die Imker zum Überleben, der Imker braucht uns um seine Kosten zu decken.
Du musst also nicht zwingend eine Bienenwiese sähen, oder Bienennester bauen um die Bienen zu retten, sondern trägst auch zur Rettung der Bienen bei, wenn Du Deinen Honig von einem Imker aus der Region beziehst.
In den USA ist die Bestäubung durch Bienen bereits ein großes Geschäft. Dort werden Imker dafür bezahlt, ihre Bienen für 2 Wochen zur Bestäubung der Blüten auf Obstwiesen zu bringen. Leider ist der Umgang mit den Bienen hier nicht immer so liebevoll und oft wird ein Großteil der Bienen schutzlos in der Wildnis zurückgelassen, wo sie nicht überleben werden. Das ist dann aber auch schon wieder ein anderes Thema und sicherlich auch in Deutschland irgendwann eine lukrative Einnahmequelle für Imker.
Danke an Christian, der mir als leidenschaftlicher Imker, alle meine Fragen geduldig beantwortet hat und diesen Artikel auch gegenlesen hat, damit ich euch nichts Falsches berichte. Solltest Du aus der Region um Ulm kommen, kann ich Dir seinen Honig sehr ans Herzen legen. Man schmeckt darin die Liebe zu seinen Bienen!
Um einen Imker aus Deiner Region zu finden, hilft Dir das Imkerverzeichnis des deutschen Imkerbunds weiter.
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Hallo Lena, danke für den hiesigen Beitrag. Sie bemühen sich um eine umsichtige Beantwortung der Frage und verwenden dazu auch Experten. Danke auch für den Link auf unser Forum.
Allerdings muss ich als Imker einräumen, dass einige Informationen - gerade zum Winterfutter - nicht korrekt wieder gegeben sind:
Der Honig ist das natürliche Futter der Bienen und dient ihnen als essentielle Energiereserve für die Wintermonate. Ein gesundes Bienenvolk kann problemlos mit seinem eigenen Honig überwintern. Wer seine Bienen liebt, lässt sie auf ihrem eigenen Honig überwintern und entnimmt nur den Überschuss, den sie nicht benötigen. Ein durchschnittliches Bienenvolk benötigt etwa 15 kg Honig für die Überwinterung. Moderne, domestizierte Bienen können jedoch ein Vielfaches davon sammeln – bis zu 150 kg Honig pro Jahr sind keine Seltenheit. Dadurch bleibt in der Regel ein Überschuss übrig, der entnommen werden kann, ohne das Überleben des Volkes zu gefährden. Das realisiere auch ich als Erwerbsimker mit >150 Völkern.
Das vom Imker eingesetzte „spezielle Futter“ ist im weniger schlimmen Fall invertierter Zuckersirup mit einem hohen Fructose- und geringen Glucoseanteil, wodurch es lange flüssig bleibt. Dieses Futter enthält jedoch außer Zucker keine weiteren Inhaltsstoffe wie Vitamine oder Spurenelemente. Im schlimmeren und leider weitauf häufigeren Fall verwendet der Imker reine Saccharose. Diesen Zucker müssen die Bienen dann erst aufwändig invertieren und verschleißen dabei. Egal welches Futter eingesetzt wird: Es ist IMMER im Vergleich zu Honig minderwertig – vergleichbar damit, als würde ein Mensch sechs Monate lang nur Weißbrot essen. Honig hingegen ist reich an wertvollen Inhaltsstoffen und trägt zum Erhalt der Bienen-Gesundheit bei.
Eine Ausnahme besteht, wenn die Bienen spät im Jahr noch Waldhonig gesammelt haben. Waldhonig enthält viele Ballaststoffe, die durch die hohe Konzentration an Honigtau entstehen und dem Honig seine dunkle Farbe verleihen. Diese Ballaststoffe belasten den Darm der Bienen und können dazu führen, dass die Bienen im Winter ihren Kot nicht lange genug zurückhalten können. Dadurch kann es zu einer sogenannten Nosema-Infektion kommen, einer ernsthaften Durchfallerkrankung, die das Bienenvolk schwächt oder sogar zerstören kann. In solchen Fällen ist es ratsam, den Waldhonig zu entnehmen und durch ein geeignetes Ersatzfutter zu ersetzen, um die Gesundheit der Bienen zu schützen. Ich nehme an, dass dies Ihr Imker meinte.
Mit bienenherzlichen Grüßen, Florian