Wenn Hunde gesundheitliche Probleme entwickeln – sei es Übergewicht, Allergien oder chronische Erkrankungen – greifen viele Tierärzte schnell zur vermeintlich einfachen Lösung: Diät-Fertigfutter.
Doch ein genauerer Blick auf diese Produkte offenbart gravierende Schwächen, die vielen Hundebesitzern nicht bewusst sind.
Warum Diät-Fertigfutter oft nicht die Lösung ist – sondern Teil des Problems
1. Intransparente Deklaration: Was steckt wirklich im Napf?
Eines der größten Probleme bei Diät-Fertigfutter ist die mangelnde Transparenz.
Oft werden die Inhaltsstoffe nur in Gruppenbezeichnungen angegeben, etwa als „pflanzliche Nebenerzeugnisse“ oder „tierische Nebenprodukte“. Was genau verarbeitet wurde – ob hochwertige Rohstoffe oder minderwertige Abfälle – bleibt völlig unklar.
Und eines kann man sich merken:
Ganz egal bei welchem Futter: Wenn nicht genau draufsteht, was drin ist, hat das meistens einen Grund.
Finger weg!
Für Hundebesitzer bedeutet das: Es ist praktisch unmöglich nachzuvollziehen, welche Qualität an Nährstoffen der Hund tatsächlich erhält – und ob diese seiner Gesundheit wirklich zuträglich ist.
2. Minderwertige Rohstoffe: Die Abwärtsspirale
Viele Diätfuttermittel bestehen aus Rohstoffen, die bei der menschlichen Lebensmittelproduktion übrig bleiben. Statt echter hochwertiger Bestandteile landen häufig Schlachtabfälle, Fettabschnitte, minderwertige Getreidereste oder minderwertige pflanzliche Produkte im Napf.
Dabei muss es nicht zwingend immer Muskelfleisch sein – Innereien oder bestimmte Nebenprodukte können durchaus hochwertig sein, wenn sie gezielt ausgewählt und verarbeitet werden.
Aber: Tiermehl beispielsweise enthält in der Regel minderwertige tierische Nebenerzeugnisse – oft schlecht verdauliche oder belastende Bestandteile wie Haut, Federn, Krallen oder Bindegewebe.
Diese Rohstoffe liefern zwar "Protein", aber auf einem sehr niedrigen biologischen Niveau.
Auch was hinter pflanzliche Nebenerzeugnisse steckt ist unklar und kann durchaus fraglich sein im Hundenapf. Dahinter stecken Abfallprodukte aus der Verarbeitung von Pflanzen, insbesondere Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchten. Dazu können Grannen, Schalen, Weizenkleie, Rübenschnitzel, Presskuchen aus der Ölgewinnung und ähnliches gehören.
Um mal ein paar Beispiele zu nennen, ohne Namen zu nennen, hier ein paar Zutatenlisten von sehr (!) bekannten Marken:
Marke 1: (5,99 EUR / 1 kg)
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse (Geflügelfleischmehl, Kaninchenfleischmehl), Gemüse (Kartoffel*, Karotten*), Getreide (Gerste), pflanzliche Nebenerzeugnisse (Cellulose, Rübentrockenschnitzel), Fisch und Fischnebenerzeugnisse (Lachsmehl) ...
Marke 2: (6,50 EUR / 1 kg)
Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, pflanzliche Nebenerzeugnisse, Getreide, pflanzliche Eiweißextrakte, Öle und Fette, Mineralstoffe, Saaten.
Marke 3: (7,20 EUR / 1 kg)
Lignozellulose (Lignocellulose, ein natürlicher Ballaststoff), Geflügelprotein getrocknet (Geflügelprotein ist ein Sammelbegriff für Eiweiß, das aus Geflügel gewonnen wird, und kann aus Muskelfleisch, Innereien, Knochen oder einer Mischung daraus bestehen), Weizenkleberfutter* (Nebenprodukt der Stärkegewinnung aus Weizenkörnern), Maniok (Tapioka), Maiskleber, tierisches Protein hydrolysiert, Weizen, Mais, Tierfett, Rübentrockenschnitzel, Fischöl, Mineralstoffe, Psyllium (Hüllschichten und Samen), Sojaöl, Fructo-Oligosaccharide, Glucosamin aus Fermentation, Tagetesmehl, Knorpel hydrolysiert (Quelle für Chondroitin)
Es gibt auch sehr hochwertiges Diät-Futter, aber das sind Marken, die selten beim Tierarzt aufzufinden sind. Auf der Website "Dr. Hölter Online Shop" wird meine Aussage bestätigt: "Dem neuesten Stand der Wissenschaft entsprechende Diätfutter erhalten Sie nur beim Tierarzt. Wir empfehlen Ihnen zum Beispiel Diätfutter von Royal Canin, Hills oder Specific..." (Die Zutatenlisten von zwei der genannten Marken sind oben aufgeführt.)
Zum Vergleich, eine Diät-Hundefutter-Zutatenliste mit hochwertigen Inhaltstoffen und das zum ähnlichen Preis wie oben bei Marke 3. Ich halte hier nur den Fleischanteil für etwas hoch, aber das ist ein anderes Thema.
Marke 4 | (7,50 EUR / 1 kg)
70,0% frisches Rind, 17,0% Kartoffel, 2,4% Erbsen, Mineralstoffe, 1,5% Rübentrockenschnitzel (entzuckert, wertvolle Ballaststoffquelle), vegetarisches Protein (hydrolysiert), 0,5% Brokkoli, 0,1% Chicorée (natürliche Quelle wertvoller Präbiotika), Flohsamen, 0,1% Bierhefe (natürliche Vitamin-B-Quelle), 0,1% Granatapfel, 0,1% Majoran, 0,05% Glukosamin¹, 0,05% Chondroitinsulfat¹
3. Hypoallergenes Futter: Kein Fleisch, aber was dann?
Viele hypoallergene Futtersorten verzichten vollständig auf echtes Fleisch, um allergische Reaktionen auf bestimmte tierische Proteine zu vermeiden.
Stattdessen werden alternative Eiweißquellen genutzt, wie hydrolysiertes Protein oder stark verarbeitete pflanzliche Komponenten.
Das Konzept:
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Hydrolysiertes Protein wird so stark aufgespalten, dass das Immunsystem es nicht mehr erkennt und damit keine allergische Reaktion auslöst.
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Pflanzliche Proteinträger werden genutzt, weil sie seltener Allergien auslösen. Pflanzliche Proteine sind erstmal nicht schlechtes, aber die Eiweißquellen sind oft hochgradig verarbeitet und bieten nicht die natürliche Vielfalt und Nährstoffkomplexität, die ein frisches Lebensmittel liefern kann.
Manche industriell erzeugte Proteine stammen sogar aus Fermentationsprozessen auf Basis von Methan oder Erdölbestandteilen.
Solche „Single Cell Proteine“ liefern zwar Eiweiß, sind aber weit entfernt von natürlichen Lebensmitteln – und ihre langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit sind kaum erforscht.
4. Was passiert im Körper bei langfristiger schlechter Fütterung?
Wenn Hunde über längere Zeit minderwertiges Futter erhalten, können sich gesundheitliche Probleme entwickeln oder bestehende Erkrankungen verschlechtern. Man kann das mit Fastfood für Menschen vergleichen, die Nährstofftabelle zeigt an, dass alles drin ist, aber trotzdem wissen wir, dass es nicht gesund ist täglich Fastfood zu essen.
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Chronische Entzündungen: Schlechte Rohstoffe fördern stille Entzündungen im Körper, was Haut-, Gelenk- und Organprobleme begünstigen kann.
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Belastung von Leber und Nieren: Die Entgiftungsorgane müssen härter arbeiten, um Abfallprodukte und Zusatzstoffe auszuscheiden, was sie langfristig schwächen kann.
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Dysbalance der Darmflora: Zu wenig frische Ballaststoffe und zu viele künstliche Zusatzstoffe können die gesunde Bakterienvielfalt im Darm zerstören.
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Mangelerscheinungen trotz „vollständiger“ Deklaration: Künstlich zugesetzte Vitamine und Mineralstoffe können natürliche Nährstoffe nicht komplett ersetzen.
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Fehlregulation von Gewicht: Der Hund kann trotz scheinbar „angepasstem“ Diätfutter über- oder untergewichtig werden.
5. Diätfutter als Geschäftsmodell
Nicht zu vergessen: Diätfuttermittel sind ein lukratives Geschäft – für die Futtermittelindustrie ebenso wie für Tierarztpraxen.
Hochpreisige Spezialfutter suggerieren einfache Lösungen und erfordern wenig Aufklärung. Dahinter stehen häufig wirtschaftliche Interessen, die nicht zwingend im Einklang mit den besten gesundheitlichen Interessen des Hundes stehen.
6. Wie es überhaupt zu Diätfutter kommt
Bevor überhaupt Diätfuttermittel benötigt werden, lohnt sich ein Blick auf die Ursachen:
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Übergewicht beim Hund ist heute ein massives Problem:
Schätzungen zufolge sind rund 50 % aller Hunde übergewichtig – Tendenz steigend. -
Die Verantwortung dafür liegt zu 100 % beim Menschen:
Zu viel Futter, zu wenig Bewegung, falsche Leckerchen und mangelndes Wissen über den tatsächlichen Bedarf eines Hundes führen direkt in die Gewichtsfalle. -
Minderwertiges Fertigfutter trägt ebenfalls seinen Teil bei:
Es sättigt oft schlecht, liefert leere Kalorien und kann auf Dauer Verdauungsprobleme, Entzündungen und Unverträglichkeiten verursachen.
Kurz gesagt:
Die Probleme sind hausgemacht. Und statt die Ernährung des Hundes endlich grundlegend auf eine frische, ausgewogene und artgerechte Ernährung umzustellen, wird der Hund einfach auf "Diätfutter" gesetzt –
also auf ein weiteres industriell verarbeitetes Produkt. Nur diesmal in einer „Light“-Version – und meistens zu einem deutlich höheren Preis.
Das ist, als würde man versuchen, Fettleibigkeit beim Menschen mit Diät-Softdrinks und fettarmen Fertiggerichten zu behandeln – statt mit echter, unverarbeiteter Nahrung.
Fazit: Dein Hund verdient mehr als Standardlösungen
Diät-Fertigfutter kann in akuten Phasen eine Notlösung sein. Aber auf Dauer braucht dein Hund echte, hochwertige Nahrung – keine industrielle Kompromisslösung.
Frisch gekochte oder roh zusammengestellte Rationen, angepasst an die individuellen Bedürfnisse deines Hundes, können eine viel bessere Unterstützung bieten.
Dein Hund vertraut dir. Gib ihm das Beste, was du ihm bieten kannst:
Liebevolle, natürliche Ernährung, die wirklich nährt und stärkt – nicht nur Symptome verwaltet.