Zahnpflege für Hunde

Was können wir eigentlich wirklich tun, um Zahnstein beim Hund vorzubeugen und was hilft, um den Zahnstein wieder zu lösen? 

Tägliches Zähneputzen ist kaum realistisch, auch wenn es mittlerweile sogar spezielle elektrische Zahnbürsten für Hunde gibt. Nur sehr wenige Hunde lassen die Prozedur gerne über sich ergehen und noch weniger Hundebesitzer sind bereit, ihrem Hund täglich die Zähne zu putzen. Helfen würde es sicherlich, sonst müssten wir unsere eigene Zahnpflege überdenken, oder? 

Die Zähne vom Hund unterscheiden sich nur gering von unseren. Der Zahnschmelz ist etwas härter und darum etwas weniger anfällig für Karies. Zudem unterscheidet sich die Funktion der Zähne von unseren etwas, denn anders als Menschen, die mir ihrem Kiefer kreisförmige, mahlende Bewegungen machen können, ist das Kiefergelenk beim Hund eingeschränkt und kann nicht seitlich bewegt werden, wodurch er Nahrung lediglich auf den hinteren Kronen zerquetschen kann. Dafür hat der Hund aber vorne Fang- und Reißzähne wie ein Raubtier, wodurch er Nahrung in kleine Stücke reisen kann. 

Wie entsteht Zahnstein? 

Bevor uns um mit dem Lösen von Zahnstein beschäftigen, schauen wir uns mal eben an, was Zahnstein überhaupt ist und wie er entsteht. 

Zahnstein ist mineralisierter und verhärteter Plaque. Plaque ist zunächst durchsichtiger Zahnbelag, der aus Bakterien, abgestorbenen Mundschleimhaut-Zellen und Futterresten entsteht. Er ist erst mal noch nicht fest und lässt sich durch Zähneputzen leicht entfernen. Wird der Plaque jedoch nicht entfernt, beginnen die Mineralien im Speichel den Plaque zu verhärten. Nach 10-20 Tagen ist der Plaque dann so hart, dass er wie Kalk als Zahnstein fest auf dem Zahn sitzt.

Warum muss Zahnstein überhaupt entfernt werden? 

Durch Zahnstein können Entzündungen (Parodontitis) entstehen, darum sollte er entfernt werden oder bestenfalls gar nicht erst entstehen. Hunde sind sehr tapfer und halten Schmerzen sehr lange aus, ohne uns ein Zeichen zu geben. Wenn ein Hund also schon nicht mehr frisst, weil er ein so stark entzündetes Zahnfleisch hat, leidet er schon eine Weile. Deswegen sollten wir Zahnstein nicht vorbeugen, sondern auch regelmäßig selbst einen Blick ins Maul werfen. Zahnstein ist auf den Zähnen gut sichtbar und entzündetes Zahnfleisch erkennt man an einer leicht bis starken Rötung. 

Zahnstein vorbeugen | Faktoren die Zahnsteinbildung mindern

Die Maulflora (das Klima im Maul) wird durch Nahrung beeinflusst. Eine gesunde Ernährung beeinflusst den Speichel positiv, sodass sich die Bakterien weniger gut vermehren können. 

Folgendes beeinflusst die Maulflora nachweislich positiv: 

Ernährung

Die Maulflora hängt auch mit der Darmgesundheit Deines Hundes zusammen. Ernährung spielt darum eine wirklich große Rolle, aber ein bisschen Veranlagung kommt sicher auch dazu. Wie auch bei Menschen gilt, umso weniger verarbeitet und frische die Lebensmittel in den Napf kommen, umso gesünder sind sie. 

Käse 

hat z.B. eine nachgewiesen positive Wirkung auf eine gesunde Maulflora. Wenn Dein Hund Käse mag, darfst Du ihm also gerne ab und zu ein Stückchen abgeben.

Hartes Brot | Getreide

In hartem Brot sind nur Vielfachzucker enthalten, welche nicht wie Einfachzucker zu Karies beitragen.

Seealgenmehl

Sorgt für einen positven Ausgleich der Mineralstoffe im Speichel, weicht Zahnbelag auf und kann vorbeugend wirken. Hier jedoch auf die korrekte Dosierung achten, da zu viel Seealgenmehl die Schilddrüse belasten kann. 


Exkurs Welpen: Kalzium und Vitamin D Versorgung ist im Wachstum eines Hundes besonders wichtig, damit sich die Zähne gesund und stark entwickeln können. Eine Überversorgung von Kalzium ist jedoch zu vermeiden. Bei Hunden die im Welpenalter an Staupe erkrankt waren, wurde durch die Erkrankung häufig die Bildung der Zahnhalssubstand und des Zahnschmelzes gestört, weswegen sie anfälliger für Zahnstein sind. 

Folgendes mindert die Zahnsteinbildung:

Nachfolgend ein paar Dinge, welche die Zahnsteinbildung aktiv mindern und vorbeugen können, da sie den noch weichen Plaque von den Zähnen reiben können. Ein ähnlicher Effekt wie beim Zähneputzen. Der Abrieb muss jedoch erfolgen, bevor der Zahnstein sich verhärtet. 

Knochen (roh)

Sie unterstützen den Abrieb von Zahnstein, können den Zahnschmelz aber auch angreifen und bergen das Risiko das auch mal ein Zahn abbricht, wenn sie besonders hart sind. Knochen, an denen noch etwas Fleisch hängt eignen sich besonders gut. Für Knochen-Anfänger sind Hühnerhälse gut geeignet, da sie recht weich sind. Hühnerhälse können auch getrocknet gegeben werden, aber wie alle anderen Knochen auch, niemals gekocht! Knochen sollten jedoch nicht täglich gefüttert werden, da sie eine längere Verdauungszeit haben und zu Knochenknot (sehr harter Kot) führen können. 

Rinderkopfhaut (getrocknet)

Ein sehr harter Kausnacks, an dem die meisten Hunde eine Weile zu knabbern haben. Bitte achte jedoch darauf, dass die Rinderkopfhaut unbehandelt ist und dass Dein Hund keine größeren Stücke verschlingt. Im Zweifel das letzte Stück wegnehmen, damit es nicht am Stück verschluckt wird. Alles was nicht hinunter geschlungen werden sollte, am besten nie in Anwesenheit von anderen Hunden geben, da dass das Schlingverhalten (Futterneid) noch verstärkt. Wie auch Knochen, sollten sehr harte Kausnacks nicht täglich gefüttert werden, da sie schwerer zu verdauen sind. 1-2 Mal pro Woche ist die Empfehlung für einen gesunden Hund. 

Dentals-Sticks

Dental-Sticks sind in Form und Konsistenz so aufgebaut, dass sie den Abrieb von Zahnbelegen (Plaque) unterstützen und anders als Knochen oder Rinderkopfhaut zusätzlich auch durch ausgewählte Inhaltsstoffe zur Maulgesundheit beitragen (siehe auch Zahnpflege-Leckerli). Hier ist es wichtig auf die Inhaltsstoffe zu achten. Fleisch, tierische Nebenerzeugnisse oder künstliche Geschmacksstoffe wie „Huhn“ haben keinen Einfluss positiven Einfluss auf die Maulgesundheit und müssen, oder sollten nicht enthalten sein. Besser sind Dental Sticks auf pflanzlicher Basis. Zutaten wir Kokosöl oder Apfel machen den Dental-Stick trotzdem zum Leckerbissen für Deinen Hund. Da sie täglich gefüttert werden sollten, sollten sie kalorienarm sein und bei der täglichen Futterration eingerechnet werden. Anders als Knochen und Rinderkopfhaut, können (sollten) sie täglich gefüttert werden. 

Zahnpflege-Leckerli 

Hier lohnt sich ein Blick auf die Liste der Inhaltsstoffe, um zu verstehen wie sie wirklich wirken. Bei Leckerli findet kaum Abrieb statt, es müssen darum also wirklich die Inhaltsstoffe sein die wirken. Hier gibt es meistens drei verschiedene Komponenten, die unterschiedliche Rollen spielen. Nahrungsergänzungsmittel die sich positiv auf die Darmgesundheit auswirken und so indirekt Einfluss auf die Maulflora nehmen, ätherische Öle oder Pflanzen wie Minze oder Rosmarin die den Atem auffrischen können und dann Inhaltsstoffe die im Maul wirken. Z.B. Natriumtripolyphosphat, das sich auch in Whitening Zahncremes für Menschen befindet und durch den Abrieb aufhellend wirkt. Zinksulfat als Inhaltstoff wirkt für die Mikroorganismen im Maul wachstumshemmend und findet sich auch immer wieder in Zahncremes für Menschen. 

Zähneputzen

Regelmäßiges Zähneputzen trägt ebenso dazu bei, dass der noch weiche Plaque abgetragen wird, bevor er sich verhärten kann. Dazu kann eine normale Kinderzahnbürste verwendet werden (der Umwelt zuliebe am liebste aus Holz und nicht Plastik) oder auch eine Fingerbürste mit der Du an den Zähnen Deines Hundes bürsten kannst. Da Hunde die Zahncreme nicht wieder ausspucken, gibt es spezielle Hundezahncremes. Damit da Zähneputzen Wirkung zeigt, muss es jedoch sehr regelmäßig und am besten täglich gemacht werden.

Kau-, und Zerrspielzeuge

Ein Tau aus Hanf oder Baumwolle hat eine ähnliche Wirkung wie Zahnseide, wenn die kleinen Fäden beim Zerren und Beisen durch die Zähne gezogen werden. Spielzeuge mit Noppen können den Abrieb fördern, hier bitte jedoch immer sehr genau auf das Material achten. Besteht das Spielzeug aus Plastik, besteht die Gefahr, dass sich Weichmacher und andere krebserregende Stoffe darin finden. Da helfen dann auch die schönen Zähne nicht mehr. Solche Spielzeuge können zur Zahngesundheit beitragen, reichen aber als alleinige Maßnahme nicht aus.


Exkurs: Maulgeruch

Natürlich riecht der Hundeatem durch Inhaltsstoffe wie Minze oder Rosmarin noch frischer, das ist ähnlich wie wenn wir ein Pfefferminz-Bonbon lutschen. Bei einem Hund der wirklich stark und übel aus dem Mund riecht, sollte man jedoch ganz dringend einen Blick auf die Magen-Darmgesundheit werfen. Auch eine Entzündung im Maul kann zu Maulgeruch führen. Kurz gesagt, ein gesunder Hund stinkt nicht, und schon gar nicht aus dem Maul. 

An Apple a day….

Als Lilly noch ein Welpe war, las ich irgendwo, dass sein Stück frischer Apfel am Abend sich positiv auf die Zahngesundheit des Hundes auswirken soll. Diese Quelle habe ich leider nie wieder gefunden und auch sonst konnte mir das noch niemand bestätigen. Ich habe das aber auch viele Jahre nicht hinterfragt und weil es Lilly auch nicht schadet, bekommt Lilly immer ein Stück Apfel ab, wenn ich einen esse. Sie liebt Äpfel und es ist unmöglich dass ich einen Apfel aufschneide, ohne dass Lilly Sekunden später erwartungsvoll vor mir steht. Äpfel werden bei uns nicht alleine gegessen und ob nun was dran ist oder nicht, Lilly hat für ihre 7 Jahre wirklich gute Zähne und kaum Zahnstein. Mittlerweile vermute ich, dass es auch einfach nur der Abrieb ist, ob die Säure wirklich hilft weiß ich nicht. Ein Zahnarzt würde sicher eher sagen, dass die Säure den Zahnschmelz angreift.

Zahnstein entfernen 

Was wenn der Zahnstein schon da ist? Wie wird Dein Hund ihn wieder los?

Zahnstein lässt sich vielleicht mit dem einen oder anderen Mittelchen noch etwas aufweichen und leichter abreiben, aber wirklich sauber werden die Zähne nur durch das mechanische Abtragen einer Zahnreinigung beim Tierarzt. Eine Prozedur die Tierärzte nur unter Narkose durchführen und darum immer mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden ist. Eine Prozedur, die durch die oben beschriebenen prophylaktischen Maßnahmen verhindert oder zumindest in der Häufigkeit reduziert werden kann.

Die Zahnreinigung beim Tierarzt ist natürlich auch immer mit Kosten verbunden. Bei der AGILA Haustierversicherung werden diese im Rahmen des Tierkrankenschutzes übernommen. Für Lilly habe ich diese Leistung bisher noch nicht in Anspruch nehmen müssen, bin aber froh, dass ich mir über die Behandlungskosten im Zweifel keine Gedanken machen muss.


5 Comments

    1. Liebe Astrid,

      ich habe eben nochmal mit der AGILA Rücksprache gehalten und mit wurde erneut bestätigt, dass in den Tierkrankenschutztarifen die Kosten für z.B. Wurzelbehandlungen, Zahnextraktionen und auch Zahnsteinentfernungen übernommen werden. Details dazu findest Du auch in FAQ zum Tierkrankenschutz:
      https://www.agila.de/versicherungen/tierkrankenschutz-tarife/tierkrankenschutz/haeufige-fragen

      Gerne darfst Du Dich auch den Kundenservice wenden, denn wenn einer dieser Behandlungen nicht übernommen wurde, ist da sicherlich bei der Abrechnung etwas schief gelaufen: info@agila.de

      Ich hoffe ich konnte Dir damit weiterhelfen!
      Lass uns gerne wissen, ob sich der Fall geklärt hat!
      Liebe Grüße,
      Lena

  1. Hallo 🙂 Ich finde es toll, dass du dieses Thema ansprichst. Bisher habe ich nämlich noch nicht so viele Artikel darüber im Internet gefunden. Mein Hund hat auch eine spezielle Hundezahnbürste und Zahnpasta. Ich kaufe alle meine Produkte immer online. Das ist super übersichtlich und spart mir die Zeit, erst irgendwo hinfahren zu müssen. Nochmals vielen Dank für deine Tipps! Ich werde mir auch mal die Seite von Agila anschauen 🙂 Liebe Grüße!

  2. Hallo, ich beschäftige mich seit kurzem wieder mehr mit dem Thema Zahnhygiene beim Hund, seit unsere Hündin Hypoallergenes Futter erhält und nichts anderes mehr fressen darf, womit alle Kauartikel außer ihrem Kauholz wegfallen. Wir hatten ihr mal relativ regelmäßig die Zähne mit einem Fingerling geputzt, jedoch ist das wirklich ein Kampf, da sie immer versucht das Maul zu schließen, den Kopf wegzudrehen oder einfach nur permanent an dem Fingerling zu lecken. Daher ist besonders die Reinigung der hinteren Zähne mehr als kompliziert und kostet viele Nerven, weshalb wir es wieder eingestellt haben und uns auf die anderen Kauartikel verlassen haben, was nun nicht mehr geht. Ziemlich schnell habe ich jetzt auch Beläge an den Zähnen entdeckt. Hast du vielleicht einen guten Tipp wie wir das Zähneputzen angenehmer gestalten können?
    Viele Grüße

    1. Liebe Silja,

      oh das ist natürlich sehr schwer. Hast Du es mal mit einer Kinderzahnbürste versucht?
      Ich habe Dir da leider keinen guten Tipp, da Lilly das alles problemlos mit sich machen lässt.
      Vielleicht liest das hier aber ja noch jemand und hat einen Tipp für Dich.

      Liebe Grüße
      Lena

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