Nasenarbeit: Mantrailing

Was genau ist eigentlich Mantrailing? Ist das was für jeden Hund? 

2018 hatten Lilly und ich bei unserer Hundetrainerin an einem „Schnupperkurs“ teilgenommen, bei dem wir in verschiedene Arbeiten mit der Nase (Mantrailing und Fährtenarbeit) eingeführt wurden. Perfekt, um ganz ohne Druck einfach mal rauszufinden, an was Lilly Spaß hat und an was auch ich Spaß habe. Lilly liebte es und ich liebte es, wie sehr Lilly es liebt! 

2019 fanden wir dann eine Mantrailinggruppe in der Nähe und schlossen uns nach einer ersten Schnupperstunde mit großer Freude an. Seitdem gehört der Sonntagmorgen Lilly und mir. Er ist nicht nur der Tag, an dem Lilly eine extra Portion Auslastung für ihre Nase bekommt, sondern auch der Tag an dem wir unsere Bindung stärken. Denn auch wenn der Hund die Hauptarbeit macht, so ist das Mantrailing auch ganz viel Teamarbeit, die einen lehrt die feinsten Signale des eigenen Hundes zu sehen und deuten. 

Bevor ich hier aber weiter von unserer persönlichen Erfahrung mit dem Mantrailing berichte, hier erst mal ein paar Details, worum es beim Mantrailing überhaupt geht.

Was genau ist Mantrailing? 

Man = Mensch und Trail(ing) = eine Spur (verfolgen).

Beim Mantrailing geht es um das Suchen und Finden von Personen. Der Hund bekommt dazu einen Geruchsträger der Person, die er finden soll, vor die Nase gehalten, damit er den Geruch aufnehmen und die Spur suchen kann, welcher er dann bis zur gesuchten Person folgt. Der Hundeführer ist hierbei mit einer Schleppleine mit dem Hund verbunden und läuft dem Hund hinterher. Hund und Mensch bilden hier also ein Such-Team. 

Wie schwer oder leicht das für einen Hund ist, hängt von sehr vielen Faktoren ab und auch davon, wie lange seine Nase dazu bereits trainiert wird. Hunde können sehr gut riechen, genauso wie wir sehr gut laufen können. Aber um sehr gut zu riechen, muss man wie wir für sehr schnelles Rennen trainieren. Manche länger, manche kürzer. 

Einflussfaktoren darauf, wie schwer die Suche ist, spielen Faktoren wir das Wetter, das Alter der Spur und auch wie sich der Hundeführer am anderen Ende der Schleppleine verhält. Auch die Motivation des Hundes für diese Art von Aktivität spielt eine Rolle. 

Wenn eine Person sich bewegt, verliert sie dabei IMMER Geruchspartikel. Diese Geruchspartikel fallen nicht nur unter den Fußsohlen ab, sondern vom ganzen Körper und fallen auch nicht nur nach unten, sondern wirbeln um die Person herum. Wind zum Beispiel führt dazu, dass die Geruchspartikel nicht dort auf den Boden fallen, wo die Person läuft, sondern wirbelt sich von der Person weg, bevor sie dann auf den Boden fallen und eine Spur hinterlassen. Auf einem offenen Platz können das abhängig von der Windstärke, schnell man 20 Meter Abstand zum Laufweg der Person sein. Läuft eine Person an einem Fluss entlang, können die Partikel auf das Wasser fallen und dort von der Strömung weggetrieben werden. Bei besonders heißen Temperaturen verbrennen die Geruchspartikel einer Person schneller, bei Regen fallen sie näher an der Person zu Boden. In einer Fußgängerzone oder auf einem Schulhof werden die Geruchspartikel einer Person mit vielen anderen Gebrauchspartikeln vermischt und es wird schwerer, für den Hund auf der richtigen Spur zu bleiben. Läuft die gesuchte Person über eine Kreuzung und es kommt Wind von rechts, werden ihre Geruchspartikel weit in die Straße links verwirbelt und der Hund muss darum einmal in alle Richtungen schnuppern, um die stärkste Spur, die geradeaus führt, zu finden und ihr weiter zu folgen. 

Das alles ist natürlich noch viel komplexer, aber gibt einen Eindruck dafür, was der Hund beim Mantrailing leisten muss. Ganz davon abgesehen, dass er sich nicht von anderen spannenderen Gerüchen ablenken lassen darf. Eine Läufige Hündin, ein weggeworfener Semmel oder eine Katze, die erst vor wenigen Minuten den Weg kreuzte, die Versuchungen sind groß und der Hund muss sich wirklich konzentrieren.

Das lohnt sich aber auch, denn bei der gesuchten Person angekommen, erwartet ihn eine Jackpot-Belohnung! Zumindest im Training. Im Ernstfall hat die gesuchte Person eher keine Belohnung in der Tasche, ist verletzt oder auf der Flucht. Ob für den Ernstfall trainiert wird oder nur aus Spaß an der Freude, ist ein großer Unterschied mit ganz verschiedenen Trainingsmethoden.

Mantrailing als Freizeitbeschäftigung

Wenn die Personensuche als Freizeitbeschäftigung ausgeführt wird, steht die Freude des Hundes am Training immer an oberster Stelle. Das Training wird so gestaltet, dass der Hund immer ein Erfolgserlebnis hat und immer eine Jackpot-Belohnung erhält, wenn er die gesuchte Person findet. Die gesuchte Person ist immer freundlich und freut sich mit dem Hund, dass er sie gefunden hat. 

Während einer Trainingseinheit in einer Freizeitgruppe läuft der Hund maximal 2 Trails, welche nur wenige Minuten andauern. Zwischen den beiden Suchen bekommt der Hund eine Pause und darf sich im Auto erholen. Die Pause im Auto, in einer gewohnten und sicheren Umgebung ohne äußere Reize, trägt auch dazu bei, dass der Hund das gelernt verarbeiten kann. 

In der Gruppe, in der Lilly und ich trainieren, sind wir i. d. R. 3-5 Hund-Mensch-Teams.

Unserer Trainerin weiß nicht nur immer genau, wo die Person die sich versteckt lang läuft und zu finden ist, sie plant das Versteck und den Weg dorthin auch. Wie oben im Text schon beschrieben, gibt es unendliche viele Faktoren, die die Suche leichter oder schwerer machen und als Leihe passiert es schnell, dass ein Trail zu schwer wird und für den Hund das Erfolgserlebnis ausbleibt.

Die Person, die sich versteckt, nimmt die Jackpot-Belohnung für den Hund mit ins Versteck und hinterlässt beim Such-Team einen Geruchsträger in einem Beutel. Das kann ein Haargummi, eine getragene Socke oder ein Schal sein. Der luftdichte Beutel dient dazu, dass die Geruchsträger konzentriert bleiben und nicht „verduften“. Sobald die Person in ihrem Versteck ist, beginnt die Suche für das Mensch-Hund Team immer zusammen mit der Trainerin, damit sie diesem Hilfestellungen geben kann, wenn z. B. der Hund die Spur verliert. Wie gesagt, es geht hier nur um den Spaß an der Freude und der Hund soll immer Erfolg haben! 

Damit der Hund im Alltag unterscheiden kann, wann er „Arbeiten“ also aktiv suchen soll und wann nicht, kann man dem Hund vor dem Suchen z. B. ein anderes Geschirr oder ein Halsband anziehen. Damit ist für ihn sofort klar, was nun auf ihn zukommt. Lilly bekommt einen Loop um, bekommt dann von mir das Kommando „Sitz“ und dann den Geruchsträger vorgehalten. Lilly niest dann immer einmal um die Nase wieder frei zu machen, damit diese frei ist um die Spur zu finden. Mit dem Kommando „Such“ gebe ich ihr den Startschuss und los gehts. Lilly liebt die Arbeit mit der Nase so sehr, dass sie beim ersten Trail immer etwas übermotiviert und schon vor dem Start ungeduldig auf der Stelle hüpft. Sie findet sie Spur immer sehr schnell und gibt richtig Gas, sodass ich sie auf den ersten Metern meistens mit vollen Körpereinsatz an der Schleppleine bremsen muss. Meine Aufgabe hinter ihr ist es, die Schleppleine auf leichter Spannung zu halten, sodass wir immer eine aktive Verbindung haben. Zudem achte ich auf ihre Körpersprache, kann so lesen wann sie sich unsicher ist, wann sie die Spur verloren oder eine andere für sie „spannendere“ verfolgt. 

Die ersten Suchen die ich mit Lilly zu Beginn lief, hatten eine superkleine Distanz von nicht mehr als 100 Metern und maximal einer Abbiegung. Mittlerweile geht ein Durchlauf für Lilly auch mal 5-10 Minuten und verläuft wesentlich Anspruchsvoller durch die Innenstadt, hat Türen als Barrieren die ich ihr öffnen muss oder verläuft über einen offenen Platz. Wir trainieren in Einkaufszentrum oder im Sommer auch mal mit versteckten Personen im Wasser. Am Ende der Suche bekommt Lilly IMMER großes Lob, Jubeln und ihre wohlverdiente Jackpot-Belohnung. Nach zwei Durchläufen mit einer Pause von 30-60 Minuten dazwischen, ist Lilly ausgelastet für den Tag und verbringt den Rest davon im Tiefschlaf. Sie ist noch am nächsten Tag ausgelassener und ausgeglichener.

Für mich ist das Mantrailing zeitaufwendig, da wir in der Gruppe 2-4 Stunden brauchen, bis alle Hunde zweimal dran waren. Jeder von uns versteckt sich dabei auch mindestens einmal. Dafür das Lill’s Einsatz nur 2 x 5-10 Minuten dauert also schon recht viel Zeit, die dafür drauf geht, aber Lill’s Freude daran ist es mir Wert. Und wir haben eine tolle Gruppe mit lieben Menschen. Es gibt Kaffee, Tee und nette Gespräche während wir Warten und wir alle gehen mit glücklichen Hunden nach Hause. 

Während dem Training tragen wir übrigens Warnwesten. Das hat den Grund, dass fremde Menschen nicht die Polizei rufen, weil sich eine Person sehr verdächtig auf einem Spielplatz oder einem Parkplatz hinter einem Auto versteckt und gibt fremden Hundebesitzern auch zu verstehen, dass wir hier offensichtlich im Training sind und gerade keine Hundebegegnung möchten.

Mantrailing in der Rettungsstaffel 

Wenn man sich mit seinem Hund einer Rettungsstaffel anschließt, sieht das Training etwas anders aus, denn hier wird der Ernstfall trainiert, eine vermisste Person möglichst schnell zu finden. Das kann ein Kind sein, dass sich verlaufen hat, eine geistig verwirrte Person oder möglicherweise auch eine verletzte Person die Hilfe benötigt. Die Anlässe sind ganz unterschiedlich, aber immer sehr ernst und oft zeitkritisch, wenn eine Hundestaffel zum Einsatz gerufen wird. 

Als Mensch-Hund-Team in einer Rettungsstaffel muss man zu bestimmten Zeiten einsatzbereit sein, auch mal nachts raus oder am Wochenende. Das ist nicht mit jedem Job oder Familienleben zu vereinbaren und durch das viel intensivere Training auch viel Zeitaufwendiger.

Die Hunde lernen im Training auch mit Misserfolgen umzugehen, denn im Ernstfall kann nicht immer ein Erfolgserlebnis garantiert werden. Gebiete werden aufgeteilt und nach 15 Minuten wird das Mensch-Hund-Team abgewechselt. Für mehr als 15 Minuten sollte kein Hund ein Einsatz sein, da der Einsatz wirklich anstrengend ist und seine Leistung nach dieser Zeit nachlässt. Anders als beim Mantrailing als Hobby müssen die Hunde oft stundenlang in Boxen im Einsatzfahrzeug warten. Jeder Hund hat hier zwar eine eigene Box, aber diese stehen nebeneinander. Zusammen mit anderen Hunden auf so engem Raum zu entspannen und sich zu erholen, muss auch gelernt werden. 

Das Mantrailing ist für den Hund in der Rettungsstaffel kein Hobby mehr, sondern ein Job, für den das Mensch-Hund-Team auch eine Prüfung absolvieren muss. 

Mantrailing als Wettkampssport 

Neben dem Mantrailing als Hobby oder als ernster Job gibt es natürlich auch Mantrailing als Wettkampfssport. Die Idee ist ein spielerisches Messen des Trainingserfolgs. Solange der Hund Freude daran hat, ist dem auch nichts entgegenzubringen. Manch menschlichem Ehrgeiz möchte man den Wettkampf mit Hunden jedoch am liebsten verbieten. Solange es nicht um Leben und Tod geht, sollte das Wohl und die Freude des Hundes immer im Vordergrund stehen.

Dein Start mit Mantrailing

Eine Staffel in Deiner Gegend findest Du recht einfach über Google, bei Freizeitgruppen ist es nicht immer ganz so einfach. Suche hier auch über Facebook oder Instagram und frag in Deiner Hundeschule nach. Bevor Du Dich irgendwo fest anmeldest, sollte euch immer erst mal eine Trainingseinheit zum „Schnuppern“ angeboten werden. Wenn Du aus der Region Ulm/Neu-Ulm kommst, schau doch mal in meiner Gruppe „Mantrailing Ulm“ vorbei.

Lilly und ich haben bisher mit drei verschiedenen Trainerinnen trainiert und wurden einmal davon sehr enttäuscht. Hätten wir nicht vorher schon so viele positiv Erfahrungen gemacht, wäre es wohl nicht unsere Sportart geworden. Wie bei anderen Aktivitäten auch, ist es das Wichtigste, dass Du und Dein Hund nach dem Training glücklicher seid als vorher und euch mit den Menschen wohlfühlt. Ist das nicht so, lieber noch mal eine andere Gruppe oder Staffel ausprobieren. 

Unsere aktuelle Mantrailing-Trainerin war selbst in einer Staffel aktiv und hat eine Ausbildung bei K9 absolviert. Ich habe keinen Vergleich zu andern Qualifikationen, da ich aber 100% hinter dem stehen kann was sie vermitteln, hier der Link zum K9 Mantrailing Campus, wo man sich zu dem Thema auch online weiterbilden kann. 

K9 Mantrailing Campus

Buchempfehlungen kann ich nicht aussprechen, da ich noch keine dazu gelesen habe. 

Mantrailing Equipment

Was Du für den Start mit dem Mantrailing-Training benötigst:

Schleppleine 

Lilly und nutzen eine 5m lange Lederleine mit Handschlaufe. Bei längeren Leinen wird die Zugkraft für mich zu groß, wenn Lilly mit ihren 30 kg in die Leine springt. Für Wettkämpfe gibt es genaue Vorgaben, wie lange die Leine sein darf und ob mit oder ohne Handschlaufe. Ich bevorzuge Schleppleinen aus Leder, nicht nur weil die für mich am besten in der Hand liegen, sondern auch weil alle anderen aus Plastik sind und somit weniger umweltfreundlich. 

Arbeitsoutfit

Ein extra Geschirr fürs Mantrailing, ein Halsband oder ein Loop. Was ist hier weniger wichtig als das Signal das Dein Hund damit bekommt. Für Lilly nutze ich einen Loop.

Jackpot-Belohnung

Da wir morgens trailen und ich nicht möchte, dass Lilly einen vollen Magen hat, teile ich ihr Frühstück in 3 Teile ein. Einen Teil bekommt sie, bevor wir zum Training aufbrechen und die beiden anderen „pimpe“ ich etwas mit Käse oder anderen Leckereien und verpacke sie in zwei kleine Tupperschüsseln, die Lilly dann als Belohnungen bekommt.

Geruchsträger

Im Training verstecken sich i. d. R. die Gruppenmitglieder für die anderen Hunde. Solltest Du Dich verstecken, braucht der Hund der Dich suchen darf einen Geruchsträger von Dir. Eine getragene Socke z. B. welche Du in einen luftdichten Beutel (z. B. Kotbeutel) oder ein Marmeladenglas mit Schraubverschluss packst.

Für Dich:
Warnweste, sportliche Outdoorschuhe & ggf. Handschuhe mit Grip

Du selbst brauchst eine Warnweste, festes & sportliches Schuhwerk mit dem Du hinter Deinem Hund gut hinterherkommst und auch mal querfeldein laufen kannst. Wenn Dein Hund wie Lilly ein hohes Tempo aufnimmt und gebremst werden muss, ist es wichtig, dass Du die Leine fest in den Händen hast. Handschuhe mit Grip (z. B. Reithandschuhe) können hier eine große Hilfe sein! 

Wasser für Dich und den Hund

Vor allem Dein Hund braucht nach dem Suchen Wasser, da das intensive Riechen die Schleimhäute austrocknet und die Aktivität selbst sehr durstig macht. Ausreichend Wasser und eine geeignete Schüssel die Du auch im Auto stehen lassen kannst während der Pausen, solltest Du immer dabei haben! 

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