Warum Hunde Gras fressen – und was das über ihre Instinkte verrät

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Beobachtungen an meiner Hündin Lilly und was die Wissenschaft dazu sagt

In letzter Zeit ist mir bei meiner Hündin Lilly etwas besonders aufgefallen: Sie frisst viel Gras – und das nicht irgendwie wahllos. Nein, Lilly wählt ihre Halme ganz bewusst aus, schnuppert, zupft, kaut. Anfangs war ich etwas verunsichert. Mangel? Übelkeit? Oder einfach Langeweile? Doch je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto klarer wurde: Grasfressen ist ganz normales und sogar sinnvolles Verhalten bei Hunden.

Grasfressen – instinktives Verhalten mit vielen Gründen

Die Beobachtung, dass Hunde Gras fressen, ist so alt wie die Mensch-Hund-Beziehung selbst. Auch wilde Caniden wie Wölfe oder Füchse tun das. Und obwohl wir unseren Vierbeinern heute hochwertige Nahrung bieten, bleibt dieses Verhalten tief in ihrer Biologie verankert.

Gründe dafür gibt es viele – und oft wirken sogar mehrere gleichzeitig:


1. Selbstmedikation – der Hund als kleiner Kräuterarzt

Hunde scheinen zu wissen, welche Pflanzen ihnen guttun. Viele wählen gezielt bestimmte Grasarten aus – so wie Lilly das auch tut. Besonders bei Magenbeschwerden kann Gras helfen, den Brechreiz auszulösen oder die Verdauung zu regulieren. Die langen, faserigen Gräser reizen die Magenschleimhaut leicht und können helfen, Fremdkörper oder unverdauliche Bestandteile (z. B. Haare beim Fellwechsel) wieder loszuwerden.

Spannend: Laut einer Studie beobachtete man, dass Hunde häufiger Gras fressen, wenn sie sich nicht ganz wohl fühlen – und in bis zu 80 % der Fälle kam es danach nicht zum Erbrechen. Gras wirkt also oft regulierend, nicht reizend.

🟡 Wichtig zu wissen: Wenn Hunde sehr hastig und hektisch Gras schlingen, ist das oft ein Anzeichen für akute Übelkeit. In solchen Fällen wird das Gras nicht sorgfältig ausgewählt, sondern eher gierig gefressen – meist mit dem Ziel, sich kurz darauf zu übergeben. Das ist eine Art „Notfallmaßnahme“ des Körpers, um sich selbst zu helfen.


2. Nährstoffe und Ballaststoffe

Gras enthält zwar nicht viele Nährstoffe, dafür aber Ballaststoffe, die die Verdauung unterstützen können. Hunde, die vorwiegend mit sehr fleischlastiger Kost gefüttert werden, suchen sich mitunter auf diese Weise pflanzliche Komponenten, um ihre Verdauung in Balance zu bringen. Auch Chlorophyll – das „grüne Blut“ der Pflanzen – hat für Hunde gesundheitliche Vorteile.


3. Instinktverhalten aus der Wolfszeit

Auch Wölfe fressen regelmäßig Pflanzenteile – teils direkt, teils über den Mageninhalt ihrer Beute. Das Grasfressen könnte also ein evolutionär ererbtes Verhalten sein. Interessant: Manche Wissenschaftler vermuten, dass Gras auch parasitäre Würmer aus dem Darm „spülen“ könnte. Ein instinktives Anti-Wurm-Verhalten?


4. Langeweile, Stress oder Gewohnheit

Manche Hunde kauen einfach aus Gewohnheit oder zur Selbstberuhigung auf Grashalmen herum – ähnlich wie wir auf einem Stift kauen. Das Verhalten kann auch in stressigen Situationen zunehmen. Hier lohnt es sich zu beobachten: Wann frisst dein Hund Gras? Beim Spaziergang? Nach einem aufregenden Erlebnis? Oder ganz ruhig und fokussiert wie Lilly?


Muss ich mir Sorgen machen?

In den meisten Fällen: Nein. Grasfressen ist kein Zeichen für Krankheit, sondern ein natürliches Verhalten. Wichtig ist nur:

✅ Keine Gräser am Straßenrand (wegen Pestiziden oder Streusalz)
✅ Vorsicht bei Gräsern mit Widerhaken (z. B. Gerstenähren)
✅ Kein frisch gespritztes Gras (z. B. auf landwirtschaftlich genutzten Wiesen)
✅ Bei ständigem Erbrechen oder Durchfall dennoch bitte zum Tierarzt!

Es gibt einige Marken für Nahrungsergänzungsmittel, die mit einem Mittel "gegen Grasfressen" werben. Dadurch wird suggeriert, dass Grasfressen immer ein Problem ist. Du weisst es jetzt besser, die Ursachen sind vielseitig.


Mein Fazit mit Lilly

Seit ich weiß, was hinter dem Grasfressen stecken kann, beobachte ich Lilly mit ganz neuen Augen. Es ist faszinierend, wie gezielt sie vorgeht – fast wie eine kleine Kräuterexpertin auf vier Pfoten. Und ich freue mich, dass ich ihr Verhalten jetzt nicht nur verstehe, sondern auch wertschätzen kann.


Tipp: Achte bei deinem nächsten Spaziergang mal bewusst darauf, welches Gras dein Hund wählt – und wie. Wählerisch kauend oder hastig schlingend? Beides sagt etwas über seinen Zustand aus.

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